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Verbandskongress in Schalksmühle: Daniel Mohr regt die ganz große Bezirksfusion in Südwestfalen an
Lüdenscheid, 04. Juni 2022: Zwei Corona-Jahre haben den Schachverband Südwestfalen an Euros reicher, an Mitgliedern dagegen ärmer gemacht. Wie im Schachbund NRW (Mitgliederminus von 1400 im Jahr 2021) wird dies auch im Verband mit Sorge gesehen. Und die Mitgliederentwicklung ist nicht die einzige Baustelle, die es dieser Tage zu beackern gilt.

Nach der Corona-Abbruchsaison 19/20 war die Saison 20/21 komplett ausgefallen. Die Spielzeit 21/22 wurde im Verband als Übergangssaison gespielt. Nun gilt es, in Südwestfalen wieder in einen normalen Spielbetrieb 22/23 zurückzukehren. Dafür beschloss der Verbandskongress am Samstag in Schalksmühle, dass der Spielausschuss nach Befragung aller Vereine Klassen einteilen und ein Spielkonzept vorlegen soll.

Vor dem Restart bleiben viele Fragezeichen. Nach generösen Nicht-Abstiegs- und Aufstiegsregelungen in Corona-Zeiten stehen für die Spielklassen auf Verbandsebene zwar 39 Mannschaften auf dem Papier (normal sind drei Staffeln a zehn Teams), doch ob alle Vereine alle Mannschaften an den Start bringen, ist fraglich. Das Personal ist durch die Pandemie ausgedünnt. Quantität und Qualität haben gelitten.

Dazu kommt, dass der MSHS und womöglich auch die KS Hagen/Wetter (Relegation) in die NRW-Klasse aufsteigen werden, aber von oben nichts nach unten kommt, weil dieser Spielebene auch die Bewerber ausgehen und Abstiege ausgesetzt werden könnten. Last but not least hat sich die SG Ennepe-Ruhr/Süd aus dem Verband Südwestfalen verabschiedet, will künftig im Schachbezirk Bochum und Schachverband Ruhrgebiet Aufnahme finden. Kürzere Fahrten, attraktiverer Spielbetrieb – so geht dem Verband Südwestfalen einer der größten Vereine verloren.

Kurzfristig wird der Spielausschuss nun also nach Lösungen für den Spielbetrieb suchen. Mittel- bis langfristig brachte der Verbandsvorsitzende Daniel Mohr eine Fusion aller fünf Bezirk zu einem starken Gesamtbezirk unter dem Dach des Verbandes ins Gespräch. „Das ist keine Sache, die schnell umsetzbar ist, aber drei Jahre sind ein realistischer Zeitraum“, stellte Mohr fest, auf eine Strukturreform in NRW werde man viel länger warten müssen.

Bei der angedachten Fusion geht es Mohr gar nicht so sehr um den Spielbetrieb, der soll unterklassig und auch in Einzelwettbewerben sogar sehr regional bleiben. Es geht ihm vor allem um eine Verschlankung der Verwaltungsstruktur. Der Bezirk Oberberg hat auf Sicht keinen Vorstand mehr, im Bezirk Siegerland bröckelt es aktuell immens. Der Bezirk Sauerland hat nurmehr acht Vereine und auch Probleme. „Können wir die Strukturen ändern? Wollen wir die Strukturen ändern? Hilft es uns weiter, wenn wir die Strukturen ändern? Diese Fragen müssen wir beantworten“, stellte Mohr fest. Dass auf Sicht zumindest Fusionen Siegerland/Oberberg/Sauerland auf den Weg gebracht werden dürften, steht für ihn außer Frage.

Im Verband sind derweil vorher noch andere Probleme zu lösen. Daniel Mohr (Weidenau), der inzwischen in Süddeutschland lebt und selten vor Ort ist, bekräftigte am Samstag noch einmal, dass er sich 2023 nicht zur Wiederwahl stellen wird. Kurz vor der Versammlung hatte zudem Spielleiter Kai Lück (Iserlohn) seinen Rückzug von allen Ämtern bis zum Verbandskongress 2023 angekündigt. Bei der Jugendversammlung hatte er sich im Vorfeld des Kongresses schon nicht mehr wählen lassen.

So wurden am Samstag in Schalksmühle zwar Lothar Mirus (MSHS, 2. Vorsitzender) und Rolf Weber (KS Hagen/Wetter, Geschäftsführer) einstimmig wiedergewählt. Doch auf Sicht gibt es ein Problem bei der Besetzung der Vorstandsposten. Mirus erklärte am Samstag, dass es seine letzte Amtszeit als 2. Vorsitzender sein wird. Ein Aufrücken als 1. Vorsitzender schloss er aus. Die vorher diskutierte Variante mit Andreas Jagodzinsky (SV Hemer) als neuem Verbandsvorsitzenden scheidet inzwischen auch aus. Jagodzinsky, der Vorsitzender des SV Hemer und des Bezirks Iserlohn ist, gehört inzwischen auch dem NRW-Präsidium an – so käme er als Verbandsvorsitzender in einen Interessenkonflikt, wie Daniel Mohr feststellte.

Im Jugendbereich wird es nach dem Ausscheiden von Kai Lück schon jetzt neue Lösungen geben müssen. Einen neuen Spielleiter für die Jugend fand der Verbandsjugendwart Eric Wortmann (MSHS) am Samstag nicht, so wird er diese Aufgaben kommissarisch mitübernehmen müssen. Wortmann blickt der künftigen Arbeit trotzdem zuversichtlich und voller Vorfreude entgegen.

Sein Antrag, die Verbandsjugendtrainer im Verbandsjugendvorstand zu verankern, fand am Samstag ebenso eine einstimmige Mehrheit wie sein Vorschlag, die U14-Einzelmeisterschaft des Verbandes künftig wie die U16 und U18 als mehrtägiges Turnier im klassischen Schach auszutragen. Wortmann strebt eine Reform der Einzelmeisterschaft an. Zehn Teilnehmer pro Altersklasse, dazu fünf Mädchenplätze, also maximal 45 Aktive, sollen in der ersten Woche der Sommerferien nur noch an drei Tagen (sechs statt sieben Runden) die Einzelmeister ausspielen. Das Turnier soll parallel zu den Einzelmeisterschaften des Verbandes Mittelrhein stattfinden, sodass man gemeinsam ein tolles Rahmenprogramm für die Tage auf die Beine stellen kann.

In den Verbandsjugendvorstand, der dieses Projekt stemmen soll, wurden am Samstag als Verbandsjugendsprecher Ratho Rahs (SvG Plettenberg) sowie als Verbandsjugendtrainer Moritz Runte und Valerija Naumenko (beide SV Hemer) gewählt. Ein junges Quartett, dessen Enthusiasmus indes Mut machte für eine positive Entwicklung der Nachwuchsarbeit in Südwestfalen.