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Schachbund NRW plant konkret das Saisonfinale, Verband dagegen die Aussetzung der Saison 21/22
Südwestfalen, 16. Mai 2021: Im Schachbund NRW steht der Fahrplan für das Saisonfinale der Spielzeit 2019/20/21: Wenn es die Corona-Verordnung des Landes Nordrhein-Westfalen erlauben sollte, dann sollen ab dem 26./27. Juni die letzten Spieltage dieser ungewöhnlichen Corona-Saison ausgetragen werden. Aber: Ist das auch realistisch? Die Basis hat Zweifel…

Am Vorwochenende tagte jedenfalls NRW-Spielleiter Frank Strozewski mit den Vereinen der Spielklassen auf NRW-Ebene. Danach stand fest: Die beiden noch nicht gespielten Runden in diesen Klassen sollen an den Wochenenden 26./27. Juni und 3./4. Juli nachgeholt werden. Die endgültige Entscheidung, ob gespielt wird, soll am 19. Juni mit Blick auf die dann aktuelle Corona-Verordnung fallen. Am Sonntag, 20. Juni, werden Frank Strozewski und Patrick Terhuven (2. Spielleiter) ab 15 Uhr die Mannschaftsführer über die konkreten Ansetzungen und die Hygienebedingungen informieren.

Klar ist: Die alte Saison endet am 31. August, die neue Saison 21/22 soll nach den Herbstferien regulär beginnen. Bis Mitte September haben die Mannschaften Zeit, ihre Meldungen für das neue Spieljahr abzugeben. Falls sich der Plan der Austragung der letzten beiden Runden zerschlägt, sollen die Tabellenstände nach der 7. Runde als Abschlusstabelle herhalten. Das heißt: Es gibt auf jeden Fall Auf- und Absteiger auf NRW-Ebene.

Im Schachverband Südwestfalen folgte am Dienstagabend eine Videokonferenz. Auf Basis der NRW-Ergebnisse sollte darüber beraten werden, wie man es im Verband hält mit dem Saisonfinale 19/20/21. Einfach den Weg mitgehen? Es wäre eine einfache Lösung gewesen, doch im Verband und in den Bezirken – in der Konferenz saßen der Verbandsvorstand und die Vorstände der fünf Bezirke zusammen – hat man es sich nicht so einfach gemacht.

„Aufsteiger müssen bis zum 1. August feststehen, ich sehe es aber nicht so, dass die Pandemielage das so zulassen wird, wie es der Schachbund NRW plant“, sagt Daniel Mohr. Der Mann aus dem Siegerland, der seit 2015 dem Verband führt, will im Verband und mit den Bezirken, die allesamt zustimmen müssten, realistischere Szenarien entwerfen. Und so wurde am Dienstagabend viel diskutiert, ehe man sich auf einen neuen Termin in drei Wochen vertagte. Dann soll ein Konzept auf dem Tisch liegen, mit dem die Bezirksvorstände in ihre Bezirke gehen sollen.

Was in diesem Konzept stehen könnte, ist bisher nur grob skizziert. Die Saison regulär zu Ende zu spielen, scheint unwahrscheinlich. Zu viele Fragezeichen: Welche Schachheime werden wieder zur Verfügung stehen? Wie würden die Auflagen aussehen, die von Ort zu Ort unterschiedlich sein können? Müsste mit Maske gespielt werden? Oder mit Trennscheiben? Wer hat welche Möglichkeiten? Und vor allem: Welche Schachspieler würden unter diesen Bedingungen und beim verbleibenden Infektionsrisiko überhaupt spielen wollen?

Klar ist, dass der Verband Südwestfalen seinen Aufsteiger zur NRW-Klasse benennen will. Der SV Hemer führt die Verbandsliga an, hat einen Punkt Vorsprung und müsste noch gegen die beiden Rangletzten antreten. Er soll aufsteigen, wenn nicht mehr gespielt wird. Dahinter dürfte Südwestfalen den Vizemeister als Teilnehmer an der Aufstiegsrelegation zur NRW-Klasse stellen. Platz zwei und drei belegen aktuell punktgleich die Hellertaler SF und der SV Velmede-Bestwig, die noch gegeneinander spielen müssten bei einem regulären Saisonfinale. Diese Partie soll – wenn es irgendwie möglich ist, zur Not unter freiem Himmel oder als Hybrid-Schach-Variante – ausgetragen werden. Zumindest dann, wenn beide Vereine Interesse signalisieren, was auch ein Interesse an einer Relegationsrunde mit drei Mannschaftskämpfen im August voraussetzen würde.

Und sonst? Könnte es so sein, dass die Saison praktisch annulliert wird. Keine Aufsteiger, keine Absteiger – und auch kein Neustart im Herbst, sondern erst zur Saison 22/23. Das jedenfalls ist das Szenario, das Daniel Mohr und die Konferenz-Teilnehmer wohl favorisieren. Die Probleme, die Mohr für den Juni und Juli sieht, werden auch im Herbst bleiben: Spiellokale, Bereitschaft der Aktiven, Rahmenbedingungen… Eine reguläre Saison 21/22 sieht man im Verband Südwestfalen nicht.

Als Alternative könnte man sich für das Spieljahr 21/22 einen freiwilligen Spielbetrieb vorstellen. Vielleicht mit regionalen Gruppen, mit anderen Bedenkzeiten, flexiblen Spieltagen – völlig offen in der Gestaltung, ohne Konsequenzen für die Saison 22/23. Die sollte dann weitestgehend auf der Mannschaftsstruktur der Saison 19/20/21 aufbauen.

„Wir sollten uns mit der Möglichkeit beschäftigen, die Saison 21/22 auszusetzen, aber da müssten natürlich alle Bezirke mitziehen“, sagt Daniel Mohr, „wir müssen im Moment einfach ‚out of the box‘ denken.“ Dazu gehört auch, das Übergangsjahr zu nutzen, um die ohnehin angedachte neue Struktur für den Spielbetrieb in Südwestfalen, über die seit Jahren diskutiert wird, weil den Bezirken die Mannschaften ausgehen, vielleicht ganz konkret voranzutreiben. „Das ist nicht zwingend“, sagt Mohr, „aber es ist jetzt sicherlich ein guter Zeitpunkt. Die Gelegenheit ist so günstig wie noch nie dafür, eine neue Ligastruktur zu bilden.“

Mohr will nun erst einmal die Gedanken des Dienstags zu Papier bringen und als Arbeitsgrundlage für die nächste Konferenz der Funktionärsriege in Verband und Bezirk zuschicken. Nach der nächsten Konferenz soll dann ein tragfähiges Konzept auf dem Tisch liegen. Eines, mit dem die Bezirksvorstände zu ihren Vereinen gehen können. Verabschiedet werden müsste so ein Konzept dann bis Mitte August auf einem Verbandskongress, dem entsprechend Bezirksversammlungen vorgeschaltet sein müssten. Es gibt also viel zu tun in Verband und Bezirk, auch wenn der Spielbetrieb dieser Tage weiter ruht…