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MSHS fehlt nur ein halber Brettpunkt zum DVM-Titel
Neumarkt, 30. Dezember 2016: Was für ein dramatisches Finale: Zwischen dem ganz großen Triumph (Deutscher Meistertitel) und Platz fünf lag für den MS Halver-Schalksmühle am Freitagvormittag bei den Deutschen Vereinsmeisterschaften der U16 in Neumarkt nur ein halber Punkt. Ein 2:2-Teamremis gegen die SG Aufbau Magdeburg hätte zur großen Sensation gereicht, doch es wurde ein 1,5:2,5 aus MSHS-Sicht – und damit stand am Ende Rang fünf zu Buche.

Rang fünf: Vor der Turnierwoche in der Oberpfalz hätte der MS Halver-Schalksmühle als Neunter der Setzliste diese Platzierung ohne langes Nachdenken direkt genommen. Fünfter in Deutschland, noch dazu als kompletter Jungjahrgang, wäre nicht nur ein achtbares, es wäre ein hervorragendes Resultat gewesen. Am Ende der Turnierwoche aber war viel mehr so greifbar nahe. Und das Finale war wieder ein Krimi. Allerdings ohne Happyend.

Die SG Aufbau Elbe Magdeburg, die vor zwölf Monaten ohne Verlustpunkt Deutscher U14-Meister geworden war, kam so stark aufgestellt nach Neumarkt. Die Wertungszahlen der ersten drei Bretter: 2153, 2115 und 2070. Zum Vergleich: Klaus-Peter Wortmann, DWZ-stärkster aktiver Spieler des MSHS überhaupt, hat ebenfalls 2070 Punkte zu Buche stehen. Im DWZ-Ranking waren die Aktiven von der Elbe an jedem Brett mindestens 200 Punkte besser eingestuft, an Brett drei lagen zwischen Rebecca Browning und ihrem Gegner Jonas Roseneck gar 390 Punkte, eine kleine Schachwelt.

Roseneck hatte in Neumarkt in den ersten sechs Spielen 5,5 Punkte geholt. Er war der haushohe Favorit in dieser Partie, doch Rebecca Browning spielte nach den jüngsten drei Siegen in Folgen unerschrocken nach vorne. Gegen die Pirc-Verteidigung platzierte sie direkt vier Bauern auf der vierten Reihe. Sie opferte einen Bauern für die Initiative und einen starken Freibauern. Es war ein Vormittag wie im Rausch: Unter Druck fand Roseneck nicht immer die besten Züge, und nach einem Damenopfer im 36. Zug war der Magdeburger erledigt. Der MSHS führte 1:0 – wer hätte das gedacht?

Dazu kam, dass es an den anderen Brettern nirgendwo schlecht aussah. Sebastian Scholz (4) hatte gegen Lennard Hoffmann zwar unter Druck gestanden, sich durch Abtausch aber befreit. Er hatte einen Bauern weniger, aber ordentliche Remis-Chancen. Alex Browning (1) hatte gegen die weibliche Fide-Meisterin Fiona Sieber mit Weiß stets Ausgleich. Und bei Niklas Kölz (2) war gegen Bennet Biastoch noch nicht gar so viel passiert – beide spielten langsam in der mit langen Bauernketten verschachtelten Stellung. Alex Browning, der wie seine Zwillingsschwester am letzten DVM-Tag seinen 15. Geburtstag feierte, musste vor dem Endspiel zwar einen Bauern geben, doch das war mit Blick aufs angestrebte Remis egal, denn bei ungleichfarbigen Läufern auf dem Brett nutzte der Mehrbauer Sieber nichts.

Der MSHS hatte 1,5 Punkte, Magdeburg allerdings bald auch: Scholz hatte sich lange so zäh und gut verteidigt, doch im 37. Zug griff er im Bemühen, keinen weiteren Bauern zu verlieren, fehl und lief in ein zweizügiges Matt. Bitter! So stand es 1,5:1,5, und am Nachbartisch führte Regensburg zwar gegen Leipzig 2:1. Die letzte noch laufende Partie legte dort allerdings ein 2:2-Teamremis nahe. Dies bedeutete: Ein 2:2 hätte dem MSHS gereicht, um Magdeburg, Regensburg, Leipzig und auch Walldorf mit einem Mannschaftspunkt Vorsprung auf Distanz zu halten.

Ähnlich wie Sebastian Scholz am Vortag in der sechsten Runde hatte sich Niklas Kölz mit Schwarz solide aufgebaut und wartete den Bauernsturm seines Gegners geduldig ab, konterte im rechten Moment, drang mit dem Springer in die Stellung seines Gegners ein. Der Computer gab Kölz nun zwei Bauerneinheiten Vorteil an. Der Deutsche Meistertitel – er war zum Greifen nahe. Doch dann kam die Zeitnotphase.

Eine Menschentraube hatte sich rund ums Brett gebildet – die letzten zehn Züge waren Züge im Blitzmodus und dazu in hochkomplizierter, für beide gefährlicher Stellung. Und nun griff Kölz fehl, stellte im 33. Zug einzügig einen Läufer ein und musste danach noch die Qualität geben. So kämpfte er mit Minusturm bei drei Mehrbauern fortan zwar so verbissen wie kreativ, doch Biastoch parierte alle Drohungen. Nach 45 Zügen war die Partie zugunsten des Magdeburgers entschieden, Kölz gab auf. Der hohe Favorit war Meister, dem MSHS blieb Rang fünf. Starker Fünfter, gewiss, aber vor dem Turnier wäre die Freude über diesen Platz eine deutlich größere gewesen.