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Von Bargen trumpft in Dortmund auf
Dortmund, 02. Juli 2015: Es dürfte schon mal mehr Freude gemacht haben, bei den Dortmunder Schachtagen dabei zu sein. Die Temperaturen lassen schließlich auch Schachspieler kaum kalt. Wobei es im Orchester-Zentrum beim Turnier der Super-Großmeister natürlich bestens klimatisiert zugeht. Und spannend, wie auch im Fritz-Henßler-Haus der Jugend, wo die übrigen Schachspieler über dem Brett schwitzen – ohne Klimaanlage. Unter ihnen mit Lukas von Bargen, Vladimir Dolgopolyj (beide MSHS), Marc Schulze, Marek Maniocha, Eric Wortmann und Miroslav Skapski (alle SvG Plettenberg) auch sechs Akteure aus dem Schachbezirk Sauerland.

Dortmund verändert sich dabei im Sommer 2015 schachlich wieder einmal. Neu ist in diesem Jahr so zum Beispiel neben dem sehr stark besetzten A-Open und dem B-Open auch ein C-Open-Turnier, bei dem vor allem der Nachwuchs zum Zuge kommt und das mit 48 Startern eine gute Premiere hinlegt. Überhaupt die Jugend: Im Helmut-Kohls-Turnier, der fünften Konkurrenz der Woche, versammeln sich auch heute die jugendlichen Talente und nicht mehr Internationale Meister und FIDE-Meister, für die es zwischen dem Sparkassen-Chess-Meeting der Super-GMs und den Open-Turnieren für jedermann früher diese Art von Zwischen-Konkurrenz gab. Das Einladungsturnier gehört heute den vermeintlichen Titelträgern von morgen.

Neu ist schließlich auch die Spielstätte. Nachdem die Großmeister im vergangenen Sommer vom Theater in die schmucke Umgebung des Orchesterzentrums NRW umgezogen sind, haben nun die übrigen Schachspieler einen Ortswechsel vollzogen: Nicht mehr im Rathaus am Friedensplatz wird gespielt wie mehr als ein Jahrzehnt lang, sondern außerhalb des Wallrings im Fritz-Henßler-Haus der Jugend, das allerdings gegenüber dem Rathaus sogar recht günstig liegt in Richtung Orchesterzentrum. Das ist von Belang, denn nach den gespielten Partien der Open-Turniere, die um 11 Uhr beginnen, geht es nachmittags weiter, um Wladimir Kramnik, Arkadij Naiditsch oder Fabiano Caruana zuzuschauen. Die Turnierwoche hat bei den großen Meistern wenig Remispartien, eher schon viele schöne Siege gebracht. Naiditsch hat direkt den Rekordchampion von Dortmund, Kramnik, geschlagen, doch der Ex-Weltmeister hat das zum Anlass genommen, danach nur noch zu gewinnen, so dass er nun gemeinsam mit dem deutschen GM Liviu-Dieter Nisipeanu gemeinsam das Feld anführt bis zum zweiten Break am Donnerstag. Bis zum Sonntag allerdings kann da noch viel passieren.

In den Open-Turnieren haben die Aktiven also sehr mit der Hitze zu kämpfen – und mit teilweise sehr starken Gegnern. Lukas von Bargen, der in diesem Sommer von den KS Iserlohn zum MS Halver-Schalksmühle gewechselt ist, um an der Volme in der NRW-Jugendliga und der Verbandsliga der Herren zu spielen, hat dies bislang am eindrucksvollsten getan. Der Vierter der U16-NRW-Meisterschaft aus Hohenlimburg hat gegen ausschließlich deutlich stärkere Gegner 3,0 Punkte aus sechs Partien geholt. Das bedeutet im A-Open Rang 42, punktgleich mit seinem Trainer, dem FIDE-Meister Thomas Michalczak, punktgleich auch mit dem Essener IM Karl-Heinz Podzielny. Nach zwei Turnierdritteln ist von Bargen auf Kurs, viele DWZ-Punkte dazu zu gewinnen. Die übrigen Sauerland-Starter müssen sich da noch strecken, wenn am Ende ein Plus übrig bleiben soll. Vladimir Dolgopolyj hat dies bereits aufgegeben. Nach einem Auftaktsieg und zwei Niederlagen gegen schwächere Akteure ist der Halveraner Senior vom MSHS aus dem B-Open-Turnier ausgestiegen. Die Hitze hat gerade ihm natürlich sehr zugesetzt.

Und die Plettenberger Fraktion? Für Marek Maniocha im A-Open und Eric Wortmann im B-Open ging es so gut los – 1,5 Punkte aus den beiden Startpartien, das sah gut aus. Doch nach sechs Runden haben beide erst 2,0 Punkte auf dem Konto. Nicht jeder tolle Start macht ein Turnier zu einem Selbstläufer. Wortmann ist damit im B-Open nach zwei Dritteln 86. unter 116 Aktiven, Miroslav Skapski folgt auf Platz 103, aber bei ihm stimmt die Richtung. Nach drei Nullen zum Start hat er zweimal remisiert und dann den Hemeraner Rustam Yangibayev geschlagen. Im A-Open ist Maniocha 58. und liegt damit sogar noch vor Sauerlandmeister Marc Schulze. Auch der hat im Feld der 79 Starter bisher 2,0 Punkte gesammelt. Auch wenn er die 2. Runde kampflos ausgelassen hat, ist dies kein Ergebnis, das den Youngster aus dem Plettenberger NRW-Klassen-Team zufriedenstellt. Ungewöhnlich: Der Blitz- und Schnellschachspezialist kommt in Dortmund Runde für Runde in Zeitnot. „Die Spielanlage war zumeist gut, damit bin ich zufrieden, aber in Zeitnot stelle ich die Partien dann weg“, sagt Schulze, aktuell nur 65. des Klassements. Ein Turnierdrittel bleibt ihm, um den DWZ-Schaden in Grenzen zu halten. Ein aufwändiges Unterfangen angesichts der angesagten Temperaturen fürs Wochenende. Man ist in Dortmund am Schachbrett schon mal weniger gefordert worden als im Sommer 2015…