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Kotainy siegt auch ohne Brett
Lüdenscheid, 21. Februar 2013: Schach ist nicht gleich Schach. Das lernt der Passant dieser Tage im Stern-Center bei den 1. Schachtagen. Schach kann Simultanschach sein, Blitzschach natürlich als durchaus gängige Art der Beschäftigung, aber eben auch Blindschach oder Konditionsschach.

Konditionsschach ist schon am späten Vormittag angesagt. An den Tischen sitzen die Grundschüler der Lindenhofschule aus Halver. Es ist wieder ein Crashkurs in Sachen Schach. Am einen Tisch erklärt Großmeister Sebastian Siebrecht die Regeln, am nächsten Tisch sitzt Daniela Seliger. Die Studentin aus Herscheid ist Jugendwartin im Schachbezirk Sauerland und hat sich für den Vormittag bereit erklärt, im Helferteam Siebrechts mitzuarbeiten. Auch sie korrigiert falsche Züge, zeigt die richtigen. Der Crashkursus bringt indes auch Abwechselung. So nimmt Sebastian Siebrecht eine Schachuhr. Sie muss gedrückt werden, wenn ein Zug gemacht worden ist. Siebrecht stellt sie ans eine Ende des Schachareals, am anderen Ende steht das Brett, an dem fortan zwei Schüler aus Halver gegeneinander spielen – nach jedem Zug müssen sie zur Uhr laufen. „Konditionsschach“, ruft Sebastian Siebrecht. Die Jungen haben ihren Spaß.

Neben den Lindenhofschülern sind es am zweiten Tag der Schachtage im Stern-Center eine Gruppe der Astrid-Lindgren-Förderschule aus Lüdenscheid und eine Gruppe der Grundschule Schöneck, die bei den Schachtagen mitmachen. Am Nachmittag geht es nach einer kurzen Pause weiter – nun sind es nurmehr weniger Jugendliche. Jetzt wird Blindschach gespielt. Zu Gast ist Jens Kotainy. Der junge Hohenlimburger ist direkt von der Schule zum Spielen gekommen. In der nächsten Woche warten Abitur-Klausuren auf ihn, am Wochenende ein Einsatz in der Schach-Bundesliga. Nun aber hat er sich Zeit genommen für die Schachtage.

2011 hat Kotainy überraschend den Deutschen Pokalsieg gefeiert. Vor dem Simultanmatch gibt er eine Kostprobe seines Könnens in einer anderen, nicht minder faszinierenden Spielart: Blindschach. Ihm gegenüber sitzt ein Junge, der seine Züge am Brett ausführt. Kotainy hat die Augen verbunden und bekommt die Züge von Siebrecht angesagt, überlegt kurz und erwidert. Die Partie, die die zahlreichen Kiebitze auf dem Brett staunend verfolgen, spielt sich für Kotainy nur in seinem Kopf ab. Natürlich gewinnt er. Natürlich erzielt Kotainy danach auch beim Simultanspiel gegen zunächst zwölf Spieler, am Ende gar 19 Gegner, ein Top-Ergebnis: 18 Partie gehen an den Hohenlimburger, nur eine Partie gibt er Remis – gegen Tugay Evsan, Spitzenspieler der Königsspringer aus Lüdenscheid.

Nach Konditions-, Blind- und Simultanschach wartet am Abend zum Ausklang wie gehabt ein offenes Blitzturnier. Das erste am Vorabend hat die Deutsche Meisterin Sarah Hoolt vor dem Lüdenscheider Valerian Giraud und dem Neuenrader Vasileios Lanaras gewonnen. Diesmal spielen zwölf Aktive mit – bis Ladenschluss. Dann ist auch die zweite Etappe der Schachtage Geschichte. Es ist wieder eine gute Etappe gewesen.

Am Freitag gehen die Schachtage ab 10 Uhr mit Schulschachkursen weiter. Um 16 Uhr bestreitet Großmeister Sebastian Siebrecht ein Simultanmatch. Ab 18.30 Uhr schließt sich wieder ein offenes Blitzturnier an.